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Diagnose und klassische Therapie der Hyperthyreose der Katze Teil2

Aktualisiert: 7. Dez. 2023


Untersuchung auf weitere Begleiterkrankungen


Katze Hyperthyreose, Diabetes, Niereninsuffizienz
Katze mit Schilddrüsenüberfunktion und Diabetes sowie einer Niereninsuffizienz

Bei Katzen mit Hyperthyreose sind Untersuchungen auf weitere Begleiterkrankungen sehr wichtig. Weitere Erkrankungen erfordern ein über die Behandlung der Hyperthyreose hinausgehendes Therapie-Protokoll.


Begleiterkrankungen sind vor allem:
  • Chronische Niereninsuffizienz

  • Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit)

  • Herzerkrankungen

  • Erkrankungen des Magen-Darm- Traktes, insbesondere der Leber und der Bauchspeicheldrüse

  • Anämie

  • u. a.



Eine Schilddrüsenüberfunktion geht je nach Stadium der Erkrankung immer mit anderen Krankheiten bzw. Symptomen und Abweichungen in den Laboruntersuchungen einher. Das „durchgetretene Gaspedal“ verursacht zahlreiche sogenannte „Sekundärschäden“ im Körper:

  • Veränderte Laborparameter (erhöhte Leberenzyme, Verschiebungen des Elektrolythaushaltes, zu viel Glukose im Blut...)

  • Abnormale Befunde in der Harn-Untersuchung (z.B. zu viel Glukose und zu viele Proteine)

  • Eine gut tastbare, vergrößerte Schilddrüse

  • Schäden an den Augen („hypertensive Retinopathie“) durch Bluthochdruck

  • Herzerkrankungen wie Herzrasen und Herzpochen

Auch auf solche Sekundärschäden muss eine Katze mit Hyperthyreose(-Verdacht) natürlich gründlich untersucht werden.


Sonderfall "maskierte chronische Niereninsuffizienz" bei Hyperthyreose


Die Schilddrüse als Gaspedal des Stoffwechsels kurbelt alle Vorgänge im Körper an – auch die Nierenfunktion. Es ist also ganz normal, dass die Nierenwerte während einer Hyperthyreose-Therapie ansteigen.


Von einer „maskierten chronischen Niereninsuffizienz (CNI)“ spricht man dann, wenn die Nierenwerte (Kreatinin, Harnstoff, SDMA, Phosphor) vor der Therapie der Schilddrüsenüberfunktion normal oder bereits erhöht waren, aber während der Therapie über den Referenzwert hinaus ansteigen – und so eine chronische Niereninsuffizienz zu Tage tritt.

Das liegt daran, dass die Niere vor der Hyperthyreose-Therapie bereits einen Schaden hatte – aber durch das „Gaspedal“ der Schaden verdeckt bzw. maskiert wurde. Erst mit der Therapie wird das Ausmaß des Schadens anhand der ansteigenden Werte offensichtlich.

Jetzt könnte man meinen, dass eine Hyperthyreose ja offensichtlich gar nicht so schlecht wäre und man diesen Zustand beibehalten sollte. Das ist aber ein Trugschluss, weil z.B. der hohe Blutdruck – der durch das Gaspedal verursacht wird (siehe Sekundärschäden) – den bereits kaputten Nieren noch mehr schadet.


Diagnose und Klassische Therapie mit synthetischen Thyreostatika bei der Hyperthyreose der Katze


Thiamzol (Felimazol®) ist eins der gängigsten Therapeutika für Katzen. Alternativ kann man Carbimazol (z.B. Vidalta®) einsetzen. Manche Katze, die Thiamazol nicht verträgt, kommt mit Carbimazol gut zurecht. Ein Medikamentenwechsel kann sich also bei Unverträglichkeit einer Substanz lohnen.


Wirkmechanismus

Thyreostatika hemmen die Bindung von Iod an das Enzym Thyreoperoxidase. Durch diese Bindungs-Hemmung wird dann kein oder nur deutlich weniger aktives Schilddrüsenhormon (T3 u. T4) gebildet. Die volle Wirkung von Thyreostatika tritt im Schnitt erst nach ca. 14 Tagen ein, da bereits zirkulierende Hormone durch das Medikament nicht beeinflusst werden. Es tritt somit erst nach Verbrauch der vorhandenen Hormone die Wirkung der Hemmung der Neubildung ein.


Nebenwirkungen - ca. 20% der Katzen einer klinischen Feldstudie zweigen mehr oder weniger ausgeprägte unerwünschte Arzneimittelwirkungen!


  • Erbrechen, Inappetenz / Anorexie (möglicherweise aufgrund einer Dysgeusie (= Schmeckstörung, es kann zu einer pathologischen Veränderung des Geschmackssinns kommen)

  • schwerer Hautjuckreiz und Hauläsionen an Kokpf und Nacken

  • Blutungsneigung

  • Blutbildveränderungen (Reduktion der weißen Blutkörperchen u. der zur Gerinnung benötigten Blutplättchen)

  • Anämie (hämolytische Anämie)

  • Leberschäden ggf. mit Ikterus (bis hin zur Hepatitis, einer Entzündung der Leber)


Die gute Nachricht: Viele Symptome entstehen vorwiegend bei hohen Dosen und sind in den meisten Fällen nach Absetzen des Präparates reversibel, sofern sie zeitnah abgesetzt werden (treten unerwünschte Wirkungen auf, dann sprechen Sie bitte umgehend mit Ihrem Tierarzt).


Therapiekontrolle

2-3 Wochen nach Beginn der Behandlung ist eine erste Kontrolluntersuchung erforderlich um die Wirkung der aktuellen Dosierung zu kontrollieren. Genauso muss ca. 2-3 Wochen nach jeder evtl. Dosisänderung erneut eine Kontrolle erfolgen. Später reichen Kontrollen üblicherweise im 1/2 Jahres / Jahres Rhythmus aus.


Prognose bei Katzen mit Schilddrüsenüberfuntkion

Die Lebenserwartung von Katzen mit Hyperthyreose ist abhängig vom Alter, den Begleiterkrankungen, der Ernährung und der Therapie.

Statistisch gesehen überleben Katzen mit einer gut eingestellten Thyreostatikatherapie - ohne gravierende, irreversible Begleiterkrankungen - bis zu 3,9 Jahren.


Welche Optionen haben Tierbesitzer im Fall okkulter Hyperthyreose oder wenn die synthetischen Medikamente nicht vertragen werden?

Okkult: Werte im Graubereich, eher beginnend, oft Zufallsbefunde, da noch keine so offensichtliche Symptome.


Weitere Informationen zum Thema "pflanzliche Kardiosedativa und Thyreostatika" erhalten sie in Teil 3....




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