"Vitalpilze", "Heilpilze", "Arzneipilze" - Mykotherapie in der Praxis
- Yvonne Thoonsen
- 11. Feb. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Aug. 2024
Pilze zur unterstützenden Therapie in der tierärztlichen Praxis
Pilze - keine Pflanzen, keine Tiere, sie bilden ein eigenes Reich

Pilze zählen neben Algen und Bakterien zu den ältesten Lebewesen. Sie besiedeln die Erde seit geschätzt 1,2 Milliarden Jahren. Schätzungsweise existieren 1,5 Millionen Arten von Pilzen von denen bislang nur rund 5-6% mit wissenschaftlichen Namen belegt sind. Von den bislang bekannten Arten weisen ca. 700 belegte pharmakologische Wirkungen auf.
Seit über 4000 Jahren werden Pilze v. a. in der traditionell chinesischen Medizin genutzt. In Japan nahm vor ca. 50 Jahren die "moderne" Mykotherapie ihren Ursprung. Seit dem wird kontinuierlich über Pilze, ihre Inhaltsstoffe und die Wirkung derselben bei körperlichen und psychischen Beschwerden geforscht.
In der Natur sind sie entscheidend für den Nähstoffkreislauf der Erde verantwortlich. Sie dienen als natürliche Wiederaufbereitungsanlagen, zersetzen ständig tote Materie und wandeln sie in lebensnotwendige Stoffe um. Sie selbst machen ca. 1/4tel der gesamten Biomasse der Erde aus und bauen mit Bakterien jährlich ca. 60 Mio. t Biomasse ab.
Bedeutung der Pilze für Mensch und Tier
Sie sind Nahrungsmittel, Fermentierungshilfen, Krankheitserreger, Antibiotikalieferanten und liefern wertvolle Substanzen wie Polysaccharide, Glycoproteine, Proteoglycane, Peptide u. a. Biopolymere. Außerdem liefern sie Enzyme, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und auch essentielle Fettsäuren für die Gesundheit unserer Kameraden und Kameradinnen.

So wie sie in der Natur transformierend und regulierend eingreifen, so zeigen sie dieses Prinzip auch im Organismus. Sie stärken Organe und helfen den Organismus zu entgiften, sie schützen ihn vor freien Radikalen und andere pathogenen Geschehen und sie nähren, d. h. liefern wichtige Mikronährstoffe für einen einwandfrei funktionierenden Stoffwechsel.
Die regulieren das Immunsystem. Wenn nötig wird es stimuliert um gegen Pathogene anzugehen. Reagiert das Immunsystem überschießend, wie z. B. bei Allergien, regulieren sie es runter. Regulation führt zu einer Balance aller im Körper ablaufender Prozesse.
Pilze werden so z. B. zur begleitenden Therapie eingesetzt bei:
Schmerzen und Entzündungen
Hormonellen Störungen
Tumorerkrankungen
Erkrankungen der Harnwege und des gesamten Verdauungstraktes
Insbesondere chronische Erkrankungen der Atemwege
Hauterkrankungen wie auch Allergien oder Wundheilungsstörungen
akuten und degenerativen neurologischen Störungen
Infektionserkrankungen (bakteriell, viral, mykotisch, parasitär)
An dieser Stelle sei ausdrücklich daraufhin gewiesen, dass Pilze bzw. aus ihnen hergestellte Zubereitungen keine alleinigen Allheilmitte gegen Krebser-krankungen sind oder Arzneimittel gegen schwere organische Erkrankungen darstellen bzw. ersetzen können.
Sie können bei milden Beschwerden den Organismus darin unterstützen sich selbst zu "heilen". Außerdem können sie ideal auch bei schweren organischen Erkrankungen mit konventionellen Therapien kombiniert werden. Durch die Verbindung der konventionellen Therapie mit der Nahrungsergänzung durch Pilze können Synergien geschaffen werden, die zum Wohle des Patienten sind. Der Einsatz von Pilzen kann z. B. Nebenwirkungen (Übelkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Magen-Darm Symptome u. a.) von konventionellen Therapeutika lindern. Sie können die Wirkung dieser ergänzen und verstärken.

Pilzzubereitungen
Eingesetzt werden entweder Pilzpulver (der ganze Pilz), Pilzextrakte (nur Teile des Pilzes) in fester oder flüssiger Form oder eine Kombination aus beidem. Welche Zubereitung eingesetzt wird hängt von dem gesundheitlichen Zustand des Tieres und dem gewünschten Effekt ab.
Die gängigsten 14 "Vitalpilze"
Agaricus blazei Murrill
Agaricus bisporus
Auricularia polytricha
Chaga (Innonotus obliquus)
Coprinus comatus
Cordyceps sinensis
Coriolus versicolor
Enokitake (Flammulina velutipes)
Hericium erinaceus
Maitake (Grifola frondosa)
Pleurotus ostreatus
Polyporus umbellatus
Reishi (Ganoderma lucidum)
Shiitake (Lentinula edodes)
Pilze stellen gerade für Katzen oder auch für Frettchen eine gute Alternative zur Ergänzung des Futters mit wertvollen Sekundärstoffen dar. Im Gegensatz zu pflanzlichen Stoffen, schmecken Pilze weniger bitter und werden somit oft besser von den rein Fleisch fressenden Spezies aufgenommen. So wie Sekundäre Pflanzenstoffe bei vielen gesundheitlichen Problemen hervorragend eingesetzt werden können, können dies auch Pilzprodukte. Gerade auch bei Leber oder Nierenerkrankungen stellen also auch Pilze eine gute Begleittherapie dar.
Comments